Die RAG will an die Börse gehen:
Neue Dynamik im Revier

09.03.2005 15:30
Die RAG geht an die Börse. Wie bitte? Ein Konglomerat aus vermeintlich alten Industrien soll Investoren von Nah und Fern überzeugen?

Soll im Kampf um Anlagekapital in Konkurrenz treten mit BMW, IBM, Nokia und Co? Dies konnte sich bis vor kurzem kaum jemand vorstellen. Auf seinem Weg, die RAG in die Offensive zu bringen, hat der Vorstandsvorsitzende Werner Müller einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dass IGBCE-Chef Hubertus Schmoldt noch schweigt, hat formale Gründe. Er sitzt im Aufsichtsrat von Eon, der erst noch zustimmen muss, ebenso wie die übrigen Aufsichtsräte auch.

Wenn Müller von einem Befreiungsschlag spricht, ist das nicht übertrieben. Das ständige und nervenaufreibende Taktieren um die politische Flankierung der Kohle würde einen festen Fundament weichen. Das Prinzip ist verblüffend einfach: Die Milliarden-Erlöse aus dem Börsengang werden gleich zum Staat hin durchgeleitet, der damit neu übernommene Haftungsverpflichtungen erfüllen kann. Wann passiert es sonst einmal, dass die Staatskasse durch Aktieneinnahmen eines Unternehmens aufgebessert wird, das ihm gar nicht gehört? Die RAG wiederum erhielte durch die Freistellung von Haftungsrisiken und den verbesserten Zugang zum Kapitalmarkt gewaltigen Rückenwind. Ausgangspunkt dieser Planung ist das Ruhrgebiet, das bald ein weiteres Dax-Unternehmen stellen und damit in der Bundesliga der Börse mitspielen soll. Dass die Banken mit den Füßen scharren, um an diesem Geschäft beteiligt zu werden, steigert die Zuversicht, dass der Börsengang ein Erfolg wird, sprich, dass Anleger die Aktie kaufen. Müller betreibt für das Ruhrgebiet auch ein Stück Integrationsarbeit. Neben den Bergleuten werden die Kraftwerke der Steag, die 70 000 Wohnungen der RAG Immobilien mit ihren mehr als 200 000 Mietern und die Chemie der Degussa in neuer Form kraftvoll zusammengeführt. Für das Selbstbewusstsein dieser Region kann das nur gut sein.

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